The WanderingSoul's profile

Für Mara (German Writing)

Für Mara
(German Writing)
The Lonely Tree
"Do you still remember when we were little? When we were playing in the park and you asked me what happens when we die. I said you forget everything ... everything. “Even you?”, you asked. Yes, even me. You did not want to die. Never forget. The remains of what we used to have were taken away with the softest squeeze. How did I forget? How..."
[Olafur Arnalds - Himininn Er Að Hrynja, En Stjörnurnar Fara þér Vel]
Manchmal vergehen Jahre, oder gar Jahrzehnte, bis wir einander finden. Wenn wir uns denn überhaupt finden. Und ich frage mich was wäre, wenn uns die Zeit nicht aus-, sondern zueinander tragen würde. Wenn es nicht länger nur das Schicksal wäre, dass uns im selben Moment zweier verschiedener Leben begegnen lässt. Auf dass wir nunmehr für eine bestimmte Zeit derselben angehören werden. Wie oft schien mir in meinem Leben, dass wir uns immer schon auf ganz verschiedenen Umlaufbahnen bewegt hatten. Dass eine unbekannte Distanz und Zeit zwischen Dir und mir, meinem und Deinem Leben, gelegen hatte. So als wäre ich immer langsamer, und Du immer schneller geworden. Dass wir uns aus den Augen verloren, unerreichbar sind wie zwei Planeten. Nur dass es vielleicht keine Umlaufbahnen waren, sondern Lebenslinien. Einbahnstraßen, die uns davonliefen, ebenso wie die Zeit, und wir voneinander.

Und wenn wir nun doch zueinander gefunden hätten? Wären wir nicht kurz darauf, gleich ob nach Wochen, Monaten oder Jahren, wieder getrennter Wege gegangen? Vielleicht stirbt der eine. Vielleicht nimmt man auch einfach nur Abschied voneinander. Einen Unterschied macht das eigentlich gar nicht. Weder für Dich, noch mich. "Wir sind füreinander gestorben", wie man so schön sagt. Klar war mir das schon lange gewesen. Nur von außen, von außen in Relation zur Zeit, hatte ich das nie betrachtet. Findest Du das nicht seltsam mit den Menschen? Dass jeder von uns beiden eine unbestimmte, dem anderen unbekannte Zeit für sich alleine gelebt hat und wir nun ein Stück des Weges gemeinsam gehen, nur um daraufhin wieder zu verschwinden? Und ein jeder ja doch nur für und zu sich selbst davongeht. Ein jeder in seinem eigenen Nichts. Und jetzt frage ich mich, wo liegt da der Sinn? Dass wir hier auftauchen, in dieser Welt. Dass wir leben, uns vielleicht kennenlernen, und dann doch wieder nur verschwinden. Dass wir verschwinden, so als hätte es uns nicht und nie gegeben. Joseph Conrad hatte einst geschrieben, dass wir leben würden, wie wir träumen – alleine. Das stimmt, aber etwas fehlte mir immer darin. Kann man sich als Mensch denn wirklich vorstellen, dass alles ohne jeden Sinn geschieht? Dass es einfach nur "ist"? Nicht mehr, und nicht weniger. Alles geschieht. Dass nur wir es sind, die verzweifelt nach einer Bedeutung suchen. Aber auch nur wir es sind, die irgendetwas überhaupt irgendeinen Sinn geben können. Aber wenn ich an uns beide denke und daran wie fern wir uns sind – worin könnte da schon der Sinn liegen?

Doch wenn ich könnte, ich würde meine Umlaufbahn verlassen. Selbst wenn ich dann für immer auf der Suche nach Dir wäre.

2021/02/14, Für Mara
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