The WanderingSoul's profile

Nebelmeere tragen keine Träumer (German Writing)

Nebelmeere tragen keine Träumer
(Vom Nebelmeer)
[German Writing]
Vom Nebelmeer zu meinen Füßen
"Ich erkenn' mich nicht wieder
Nur mein Herz, das noch schlägt
Und ich hebe die Arme
Um zu sehen ob die warme
Nachtluft mich trägt"

[Wir sind Helden - Du erkennst mich nicht wieder]

Ich wünschte mir, es trüge mich fort von hier, das Nebelmeer zu meinen Füßen. Dass es mich auffangen würde, wenn ich nun hineinfiele. Und ich trete nach vorne, und falle. Aber da ist nichts, das mich fängt. Also stimmt es, was sie sagen, dass ein Nebelmeer keine Träumer trägt. Ich falle, und falle. Scheinbar endlos. Dann wache ich auf. Still ist es um mich herum. Nur ein Traum. Aber eigentlich gar nicht so anders wie der Tag. Auch da falle ich. Nur dass es nichts gibt, woraus ich erwachen könnte. Allenfalls dem Leben selbst. Vielleicht zumindest. Schon so lange scheinen sich alle Unterschiede und Grenzen aufgelöst zu haben. Also frage ich sie, die Gesichter um mich herum, woher ich nur die Gewissheit nehmen soll, dass sie auch wirklich echt sind. Und sie antworten mir, dass sie das natürlich wären, denn was sollten sie schon sonst sein. Und ich frage weiter, woher ich wissen könne, dass ich nicht doch noch immer träume. Da fragen sie mich, ob ich denn einsam sei. Ich nicke. Und sie sagen mir, dass es doch stimme, dass ich in all meinen Träumen nie einsam gewesen wäre, oder? Ich nicke wieder. Und sie sagen: Siehst Du. Du bist wach. So wach wie wir. Weil in Träumen, in Träumen kann man nicht einsam sein. Denn, wer würde schon von der Einsamkeit träumen wollen?

Glauben will ich ihnen schenken, ihnen und ihren Beteuerungen, wenn da nicht längst dieser Zweifel in mir wäre. Hineingegraben hat er sich, unumkehrbar ins Gedächtnis und Gewissen. Ein dunkler Fleck, der jedes Wort überdauern und mich von nun an begleiten wird. Schon viel zu lange bin ich einzig in mir selbst zuhause, sehe voll von Misstrauen auf die Welt um mich herum hinaus. Nur mit einem bin ich mir nahezu sicher. Dass ein Nebelmeer noch nie einen Träumer davongetragen hat. Noch nie. Auch wenn ich mir das wünschen würde. Gerade jetzt, wie ich hier stehe, und nur einen einzigen Schritt wagen müsste, um endlich Gewissheit zu erlangen. Meine Arme müsste ich weit ausstrecken, so weit wie ich nur kann, und sehen wohin es mich trägt. Vielleicht müsste ich mich nicht einmal fallen lassen, sondern einfach nur tief Luft holen und meine Augen schließen. Wenn ich wirklich wach sein sollte, muss ich es unendlich müde sein. Und ich will träumen, von Nebelmeeren, die Träumer tragen. Ganz gleich wohin, solange es nur fort von hier ist.

2021/10/30

--
Die Nacht verbrachte ich in meinem Wagen auf einem kleinen Parkplatz am Rande eines Waldes. Froh war ich, dass mich keiner störte. Frühs ging ich durch die Dunkelheit, dichter Nebel um mich herum, der nass von den Bäumen auf Herbstlaub tropfte. Schließlich, noch immer im Dunkeln, löste sich der Nebel auf. Nur weit unter mir, im Tal, blieb er bestehen. Dort stand ich also, wartete still und geduldig auf die Morgendämmerung und den Sonnenaufgang. Mir gingen die Worte "Ich wünschte mir, es trüge mich fort von hier, das Nebelmeer zu meinen Füßen" durch den Kopf. Worte, die ich nicht verlieren wollte, um keinen Preis, nur leider nichts zum Schreiben bei mir trug. Glücklicherweise ließen sie mich nicht los und ich begann später ein wenig um sie herum zu schreiben. Aber eigentlich waren nur sie es, die mir wichtig waren. Sie, und der Gedanke, der dahintersteht.
Nebelmeere tragen keine Träumer (German Writing)
Published:

Nebelmeere tragen keine Träumer (German Writing)

Published:

Creative Fields